Giacinto Scelsi: 9. Suite «Ttai»
»Ttai«, der Titel von Scelsis neunter Suite aus dem Jahre 1953, bedeutet «Friede». Der Komponist schreibt zu seinem Stück: „Une succession d’épisodes qui exprime alternativement le Temps – ou, plus précisément, le Temps en mouvement; et l’Homme, comme symbolisée par des cathédrales ou des monastères, avec le son du »Om« sacré“. Scelsis Bemerkung darf wörtlich genommen werden. In der Tat folgen sich in »Ttai« neun Sätze, die zwei grundsätzlich verschiedenen Welten angehören. Die „ungeraden“ Sätze eins, drei, fünf, sieben und neun beschreiben die Zeit. Ein durchgehender Achtelpuls ist ihnen eigen. Ihre Harmonik ist – von gewissen Zentraltönen ausgehend – chromatisch vagierend und unbestimmt fliessend. Immer wieder finden sich Vorschriften wie inespressivo, uguale. Die „geraden“ Sätze zwei, vier, sechs und acht hingegen sind menschlicher, organisierter, enthalten dynamische Verläufe und Steigerungen, die als Willensausdruck gehört werden. Harmonisch bauen sie auf Tonordnungen, Tonauswahlen auf. Schnelle Figuren bestimmen an ihren Verläufen mit, pianistische Anforderungen bieten Widerstand und Reiz.
„Diese Suite muss mit der grössten inneren Ruhe gehört und gespielt werden. Aufgeregte mögen sich enthalten.“
(GS)
Donnerstag 3. März 2022
19.30 Uhr
Konservatorium Zürich
Carl Nielsen + Scelsi
Werner Bärtschi, Klavier
An der Abendkasse nur Barzahlung möglich
Covid19 – Es gelten die aktuellen Bestimmungen des BAG
Nielsen: Klaviermusik für Jung und Alt op. 53
Scelsi: 9. Suite »Ttai« (Friede)
Chopin: 4. Scherzo op. 54
Nielsen: Suite op. 45
Carl Nielsen: Nähme die Musik Gestalt an und wollte ihr Wesen erklären, so könnte sie dies ungefähr wie folgt tun: Ich bin überall und nirgends; ich springe über die Wellen und die Gipfel des Waldes; ich sitze im Halse des Wilden und auf dem Fusse des Negers und schlafe im Stein und im klingenden Erz. Niemand kann mich greifen, alle können mich fassen, ich lebe zehnmal stärker als alles Lebende und sterbe tausendmal tiefer. Ich liebe die Fläche der grossen Stille, und es ist meine grösste Lust, sie zu brechen. Ich kenne weder Sorge noch Jubel, noch Freude, noch Gram, doch ich kann zur gleichen Zeit unendlich jubeln, weinen, lachen und klagen.