Montag, 13. September 2021
19.30 Uhr
Konservatorium Zürich
Eroica
Kammerorchester Arpeggione Hohenems Werner Bärtschi,
Leitung und Klavier
Einlass nur mit Covid-Zertifikat
Beethoven: 3. Sinfonie Es-dur op. 55 «Sinfonia eroica»
Beethoven: 3. Klavierkonzert c-moll op. 37
Beethovens Eroica
Die Eroica, in umstürzlerischen Zeiten geschrieben, hat die Musik revolutioniert: Was kann eine Sinfonie sein, was kann sie bewirken?
Es gibt Werke, die in schwer fassbarer Weise den Rahmen ihrer Zeit sprengen. Zu ihnen gehört Beethovens Eroica. Sie fällt schon durch ihre äusseren Dimensionen aus dem Rahmen, viel mehr aber noch durch ihren unüberhörbaren Willen zu einer Aussage, die alles Persönliche überschreitet, ja, die gleichsam zur ganzen Menschheit reden will. In unruhigen Kriegszeiten geschrieben, ist sie vielleicht das Beste, was uns die Zeit der französischen Revolution dauerhaft hinterlassen hat.
Ja, diese Eroica sprengte den Rahmen und genau damit hat sie in ihre Zeit gepasst, denn diese Zeit roch nach Veränderung, nach Umsturz, rief nach dem Sprengen aller Rahmen. Und die Eroica brachte genau das, was eben in der Luft lag, eine Musik, die es wagte, unerhörtes Neuland zu betreten, die selbstbewusst und kühn auftrat, die sich an keine Konventionen hielt, eine wahrhaft revolutionäre Musik.
Ja, sie sprengte den Rahmen und schuld daran war er, Beethoven, dieser junge Teufel aus Bonn, der seinerseits jeden Rahmen der Konventionen sprengte, der sich offen gegen die Aristokraten (von denen er sich gerne unterstützen liess) auflehnte, der mit all seinem Benehmen und Handeln zeigte, dass ER der Meister war und dass seine Meisterschaft mehr zu bedeuten hatte als irgend ein Herkommen aus vornehmer Familie.
Ja, er sprengte den Rahmen. Seine ganze Musik ist voll von Revolution. Er komponierte formale Prozesse, Werke die einen Weg gehen, die auf ein Ziel hin arbeiten. Sein Genie hat genau in die Zeitläufte gepasst: unangepasst und stolz, unabhängig, keinem fremden Urteil unterworfen, dabei optimistisch und bei allem wilden Gebaren doch stets gutgelaunt in die Zukunft blickend.
Ja, und sie sprengt noch heute jeden Rahmen. Eine Aufführung der Eroica ist immer noch und immer wieder eine heftige Begegnung, eine Herausforderung für Musiker und Hörer, ein eindringlicher Appell an jeden Einzelnen, den man nicht bequem zur Seite schieben kann. Wahrlich hohe Kunst, aber so gar nicht abgehoben, so gar nicht einzuordnen bei all den schönen Sachen, die unser Leben schmücken sollen und zu denen klassische Musik zu Unrecht immer wieder gezählt wird.
Ja, denn auch sie sprengen immer wieder den Rahmen, die grossen Werke der klassischen Musik. Wilhelm Furtwängler schrieb über sie: ‚Viel interessanter als die Frage, warum diese Werke einen so bevorzugten Platz in der Gunst des Publikums einnehmen, scheint mir die, warum sie diesen Platz so lange und andauernd behaupten können, warum ihre doch anscheinend so offen zu Tage liegenden Wirkungen sich mit der Zeit so wenig abnützen.‘
Werner Bärtschi